Die Drogensucht eines Kindes bringt Familien an den Rand der Verzweiflung. Der Alltag gerät aus den Fugen, kreist nur noch um die Sucht des Sohnes oder der Tochter. Eine Krise, die krank machen kann. Höchste Zeit, den „Nur-für-mich-Notfall-Koffer“ zu öffnen, den Eltern für Eltern gepackt haben:
Ich tue etwas nur für mich – das heißt:
Die Frage „Wer ist daran schuld, dass es so gekommen ist?“ ist nicht relevant. Weder für den Betroffenen noch für uns Eltern. Nützliche Fragen drehen sich darum, was zur Unterstützung unseres Kindes nötig ist und wie wir uns selbst helfen können. Im Austausch mit anderen erfahre ich: Ich darf mir meine Emotionen zugestehen. Ich darf mir Zeit einräumen, das Ganze zu verdauen. Ich darf Arbeit erst einmal liegenlassen, darf mir Freiraum schaffen. Ich muss nicht von mir verlangen, alles einfach so wegzustecken.
Ich versuche mich zu beruhigen und Abstand zu gewinnen – auch räumlich. Ich treffe mich mit anderen Menschen, rede mit guten Freunden und spreche mir einfach alles von der Seele.
Ich weiß: Mein Kind ist immer noch mein Kind – und es ist ein Kind mit einem Suchtproblem. Ich versuche es so anzunehmen, wie es ist in seiner Individualität.
Ich versuche aber auch, Distanz zu bekommen, die mir Luft zum Atmen lässt. Ich versuche mir vorzustellen, was ich meiner besten Freundin in einer solchen Situation raten würde. Das rate ich mir selbst.
Es ist mir klar, dass diese Krise sich nicht von heute auf morgen überwinden lässt.
Bei längeren Durststrecken versuche ich, nur für diesen einen Tag zu denken und Inseln der Entspannung in jeden Tag einzubauen, mir möglichst jeden Tag etwas Gutes zu tun. Ich finde heraus, was das ist – ob Kochen oder Waldspaziergang; ob Radeln oder Lesen, Sport machen, Musik hören oder im Chor singen. Ein Tipp aus der Elternselbsthilfe: Gemeinschaft in einer Gruppe zu erleben und etwas gemeinsam zu „machen“ trägt nachweislich mehr zur Lebenszufriedenheit bei als Entspannung zu „konsumieren“.
Sobald ich mich einigermaßen stabil fühle, beginne ich mit meiner persönlichen Analyse: Wo stehe ich? Wo will ich hin? Ich arbeite daran, wieder zu mir selbst zu finden und meinen Lebensplan aufzuschreiben und umzusetzen. Dabei weiß ich, dass auch ein guter Plan scheitern kann und dies nichts mit persönlichem Versagen zu tun hat.
Darum suche ich mir immer wieder Rückhalt bei anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Ich muss die Last nicht alleine tragen! Unterstützung durch Beratungs- und Hilfeeinrichtungen für mich und mein Kind können mir Last abnehmen. Für mein Kind sind sie oft die besseren Hilfepartner als ich selbst. Für mich gibt es ebenfalls Hilfen, die mir in meiner Lage als Mutter oder Vater zur Verfügung stehen. Einen lebenserfahrenen Rückhalt bekomm ich von anderen Betroffenen. Ich suche mir eine Selbsthilfegruppe für Angehörige, am besten eine Elterngruppe, wenn es sie in meiner Nähe gibt. Sie kennen die gleichen Ängste, Sorgen und Nöte wie ich.
Eltern, die sich durch den Hilfedschungel geschlagen haben, empfehlen:
Dem Hausarzt/ der Hausärztin anvertrauen, dass Sie in dieser Krise für Ihre Sorgen, Nöte und Leid Unterstützung brauchen.
Beratungsstellen, in der Eltern und Angehörige in einer vergleichbaren Situation Hilfe bekommen: Das sind zum Beispiel Familienberatungsstellen, kommunale Drogenberatung im Gesundheitsamt und/oder freie Träger der Suchthilfe in der Kommune; Jugendamt (bei minderjährigen Kindern)
Eltern empfehlen aber auch, nicht jedem Rat zu folgen, der nicht überzeugt.
Sie raten, dem Bauchgefühl zu trauen – und sich mit anderen betroffenen Eltern austauschen! Jede Kommune hat eine Selbsthilfekontaktstelle, die Auskunft geben kann, ob es eine solche Gruppe vor Ort gibt. Selbsthilfegruppen können auch nach Orten im Internet recherchiert werden: https://www.selbsthilfenetz.de/ Alle unserem Landesverband in NRW angeschlossenen Gruppen finden sich unter www.arwed-nrw und bundesweit unter http://www.bvek.org/
Eltern-Selbsthilfe ist Vielfalt ohne Dogma
Alles, was wir als Eltern planen und umsetzen, verändert automatisch die Familiendynamik mit unserem drogenkranken Kind. Über das richtige Vorgehen im Umgang gibt es zwischen uns als Erziehende nicht immer Einigkeit. Wir diskutieren offen miteinander, auch wenn jeder und jede unterschiedliche Herangehensweise und auch Grenzen hat: Wobei unterstütze ich mein Kind, wo bleibe ich außen vor? Was kann ich aushalten, was kann und will ich nicht aushalten?
Im zweiten Teil Hilfe packen:
Vertrauensperson anrufen
Beratungsstellen aufsuchen, in der Eltern und Angehörige, die sich in solchen Situationen befinden, Hilfe bekommen: Familienberatungsstellen, kommunale Drogenberatung im Gesundheitsamt und/oder ev. vorhandene freie Träger der Suchthilfe in der Kommune; Jugendamt (bei minderjährigen Kindern) Hier Link zur entsprechenden Unterseite auf der ARWED-Webseite?
Sich mit dem Partner austauschen welche Wege, Strategie gegangen werden
Jugendamt mit einbeziehen (bei minderjährigen Kindern)
Dem suchtkranken Kind klare Haltung in Bezug auf Sucht und Drogen beziehen und Grenzen und Regeln konsequent durchhalten
Mit volljährigen suchterkranken Kind über eine räumliche Trennung nachdenken und mit offen darüber reden
Sich als Angehörige bei den Drogenberatungsstellen Hilfe suchen
Spätestens jetzt Selbsthilfegruppe suchen: dort helfen sich Eltern und Angehörige gegenseitig, um neuen Mut und neue Kraft zu gewinnen.
Dinge machen, die einem gut tun. Insbesondere Sport machen hilft oft in einer persönlichen Krise: Körper-Feedback vermittelt uns, dass wir Kraft haben.